Schiiten üben vermehrt Kritik an Hisbollah

AsiaNews (Beirut)

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Der Mufti von Tyros beschuldigt die Hisbollah und deren Miliz, dass sie das Land gedankenlos in den Krieg verwickelt haben. Der Großteil der Libanesen möchte eine Entwaffnung der Hisbollah sehen.

Die Kritik an der Hisbollah, das Land in einen Krieg gezogen und damit unsagbares Leid über die Bewohner des Südlibanons sowie der südlichen Bezirke Beiruts gebracht zu haben, wird immer stärker. Der schiitische Mufti von Tyros ging nun soweit, die Verkündigung des „Sieges“ der radikal-schiitischen Gruppe gegen Israel abzulehnen, „im Angesicht der Verluste, die wir erlitten haben“.

In den durch israelische Angriffe zerstörten Dörfern des Südlibanons sprechen viele Überlebende ängstlich darüber, wie ihre Häuser zum Verstecken von Waffen und Raketen benutzt wurden. In einigen Orten drücken bis zu 90 Prozent der Bewohner, sogar jene Ortschaften mit einer schiitischen Mehrheit, ihre Opposition gegen die Hisbollah aus.

Sayyed Ali el-Amin, der Mufti von Tyros und Jabal Amel, gibt seiner wachsenden Ratlosigkeit eine Stimme. Interviewt von verschieden Fernsehstationen und Zeitungen (wie An Nahar), wies el-Amin die Hisbollah dafür zurecht, dass sie das Land in einen Krieg gezogen haben, ohne dass die Zivilbevölkerung vorbereitet gewesen wäre. Er stellte besonders „die Tatsache, dass Schiiten flüchten mussten zeigte unsere Ablehnung des Krieges“ heraus.

Der Mufti, einer der führenden religiösen Figuren der schiitischen Gemeinschaft, wies ebenfalls die Behauptung eines Sieges der Hisbollah zurück. In einem Interview mit der LBC (Lebanese Broadcasting Corporation) sagte er, „Wir können nicht von einem Sieg sprechen […] Unsere Verluste sind weit höher als die des Feindes.“

Der schiitische Führer kritisierte Hisbollah ebenfalls für deren Position und Verbindungen zum Iran und beharrte darauf, dass „alle Gruppen und Institutionen der schiitischen Gemeinschaft, außer Hisbollah, nicht an Irans wilayat al-fakih system (Herrschaft durch die politisch-religiöse Obrigkeit) und die politischen Orientierung des Irans glauben. Obwohl, laut dem Mufti, es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass Hisbollah vollständig unabhängig vom iranischen Einfluss sein wird, hofft er, dass sich die unterwerfende Bindung lockern werde.

„Lasst uns hoffen“, betonte er, „dass der Iran erkennen wird, dass Schiiten in ihren jeweiligen Ländern eigene nationale Merkmale haben und dass Beziehungen mit dem Iran auf einer Basis von Staat zu Staat und nicht durch eine Organisation oder individuelle Personen sein müssen.“

Die meisten Libanesen scheinen diesen Argumenten zu zustimmen. Die Ergebnisse einer in der L´Orient Le-Jour (libanesisch-französische Tageszeitung) am 28.8.06 erschienen Umfrage zeigen, dass 88 Prozent der Libanesen (89 Prozent unter den Schiiten) den Libanon nicht in regionale Konflikte verstrickt sehen wollen und 51 Prozent dafür sind, dass Hisbollah ihre Waffen niederlegt.
(AsiaNews.it 28.8.06)

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