Wer hat die Kinder reingelassen?

Von Elisha Greenbaum

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Vor ein paar Jahren rief eine Reporterin der örtlichen jüdischen Zeitung bei mir an. Offenbar hatte gerade eine Synagoge beschlossen, während der Gebetszeiten keine Kinder unter zehn Jahren mehr im Hauptgebetsraum zuzulassen. Die antisozialen Störungen der kleinen Kinder hatten zu so vielen Beschwerden geführt, daß die älteren Gemeindemitglieder geschlossen protestierten. Nach einem bitteren Wortwechsel auf einer außerordentlichen Gemeindeversammlung wurde diese Regel für mehr Schicklichkeit mit großer Mehrheit angenommen. Die Reporterin rief mich und die anderen Synagogen an, um zu hören, ob wir ähnliche Regeln planten.

Ich erwiderte, der Zeitpunkt ihrer Frage sei eine seltsame Ironie, denn wir hatten kürzlich genau das entgesetzte Problem ausgemacht und ganz anders gelöst. Wir wollten mehr Kinder um uns haben.

Eine Schul ohne Kinder ist langweilig. Ihre großen Augen, wenn sie treuherzig nach vorn laufen, um die Thorah zu küssen, die Begeisterung, wenn sie eine biblische Geschichte zum ersten Mal hören, ihre freudige Vorahnung, wenn sie beim Priestersegen zu ihren Vätern unter den Tallit klettern – welche Gemeinschaft würde absichtlich ihre eigene Zukunft ablehnen, zugunsten einer sterilen, langweiligen, kinderlosen Umgebung?

Unsere Gemeinde stellte einen Schokoladenonkel ein, der an ausgewählten Stellen des Gottesdienstes Süßigkeiten verteilt. Nennt es ruhig Bestechung, nennt es positive Verstärkung, Hauptsache, die Kinder kommen zur Schul.

Ich kann keinen Originalitätsanspruch auf diese Haltung zur Teilnahme der Jugend am religiösen Handeln erheben, sie steht ausdrücklich schon der Thorah. Fast die letzte Mitzvah, die Mosche den Juden vor seinem Tod vorschrieb, war die Hakhel, die große Versammlung aller Juden in Jeruslalem jedes siebte Jahr, wo der König selbst zu ihnen sprach um sie neu für den Glauben zu begeistern. Die Pflicht zur Anwesenheit an der Hakhel war eine allgemeine; jeder lebende Jude fand seinen Platz in der Menge. Und es fällt auf, daß sogar Säuglinge und Kleinkinder selbst mit dabeisein sollten.

Das hat Sinn; der Zweck dieser Mitzvah war „damit sie es hören [...] und alle Worte dieses Gesetzes halten und tun“(VaYeilach 31:12). Es ist nett, wenn Erwachsene das rechte tun, aber das wahre Ziel der ganzen Veranstaltung waren „ihre Kinder, die [...] es auch hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten alle Tage, die ihr in dem Lande lebt“(VaYeilach 31:13).

Wenn wir begeisterte Erwachsene haben wollen, Leute, die das Wort der Thorah einhalten, dann kommt es darauf an, sie jung zu gewinnen. Der Erfolg bei Erwachsenen bleibt unsicher, sie mögen für eine Weile dazu angeregt sein, aber ihre Begeisterung verfliegt genauso schnell wieder. Wenn ein Kind etwas annimmt, dann kann die Hingabe ein Leben lang anhalten.

Stellt euch die Aufregung vor, in einer riesigen Menge von Juden zu stehen, alle auf ein Ziel ausgerichtet und derselben Nachricht lauschend. Selbst wenn das Kind noch nicht versteht, was es hört, auch wenn es zu jung ist, den Vorgang ganz zu begreifen, so wird das Gefühl doch einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen, der hoffentlich ein ganzes Leben lang andauert.

Und ich nehme an, das ist der Grund, warum wir genau diesen Abschnitt stets um Rosh Haschanah herum lesen. In dieser Woche sind die Synagogen voll, aber werden die Kinder aktive Teilnehmer sein oder in einen unwichtigen Nebenraum abgeschoben? Es stimmt, Plätze in der Synagoge sind teuer und die Erwachsenen sorgen sich stets, daß die kleinen Kinder stören könnten, aber für uns ist es wichtig, daß sie sich gerngesehen und in den Gottesdienst eingeschlossen fühlen.

Natürlich gibt es eine Zeit und einen Ort für kindgemäße und einprägsame Veranstaltungen, wo Lernen Spaß ist, und es ist die Aufgabe der Eltern, im Gebetsraum bei ihren Kindern zu sitzen ihnen das rechte Betragen an heiligem Ort zu vermitteln; aber zuerst und vor allem ist es an der Gemeindeleitung, alle Juden und vor allem Kinder in den Synagogen willkommen zu heißen. Unsere Kinder sind die Zukunft unseres Glaubens und wenn sich diese Woche Juden zusammenfinden, dann wollen wir uns verpflichten, jeden in der Gemeinschaft offen aufzunehmen.

Rabbi Elisha Greenbaum ist der geistliche Leiter der Moorabbin Hebrew Congregation and Kodirektor von L’Chaim Chabad in Moorabbin, Victoria, Australien.

Quelle: Chabad.org , Übersetzung von mir.

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