Sind wir an Yom Kippur nicht einfach nur lästig?

Von Yisroel Cotlar

Frage:

Wir haben G"tt schon an Rosh Hashanah eine lange Liste mit Bitten vorgetragen. Warum wiederholen wir das ganze noch einmal an Yom Kippur? Gehen wir G"tt nicht etwas auf die Nerven mit der Wiederholung? Ist das nicht wie der kleine Quälgeist, der wieder und wieder dasselbe fragt?

Antwort:

Ein Kind tut etwas, das seine Eltern ärgert. Es weiß, sie sind enttäuscht von ihm. Sie sehen auch verstimmt aus.

Es hat jetzt zwei Möglichkeiten, wie es um Verzeihung bitten kann:

Die erste ist klarzustellen, was schief ging, wie es gekommen ist und warum es nicht wieder passieren wird. Das Kind kann erklären, es habe nicht erkannt, wie schlimm die Sache sei. Es kann seine Schuld vermindern, indem es auf Gruppendruck hinweist und auf schlechte Lehrer, die es auf die Palme trieben. Es könnte einfach zugeben, daß es etwas dummes und falsches getan hat.

Aber es gibt einen zweiten Weg. Er kommt ohne Erklärung aus.

Er hat die Form, zu den Eltern aufzublicken … zu weinen … vielleicht einer Umarmung. Keine Worte werden vorgebracht, aber die Tränen sagen alles. Egal was geschehen ist, es ist ihr Kind und sie sind seine Eltern. Es liebt sie – und sie lieben es.

Wenn Sie die Gebete an den hohen Feiertagen ansehen, dann wird Ihnen ein Unterschied zwischen der Vergebung an Rosh Hoshanah und der an Yom Kippur auffallen. Am Yom Kippur gibt es ausführliche Bekenntnisse. Wir wiederholen eine Liste allgemeiner Verfehlungen zehn Mal. Jedes Gebet wird mit mehr und mehr Bitten gefüllt.

Aber an Rosh Hashanah geschah das nicht. Die Einzelheiten unserer Sünden wurden nicht einmal erwähnt.

Stattdessen verkündeten wir, daß G"tt unser Vater und unser König ist. Wir sprachen aus, wie sehr wir Ihn lieben. Wir bliesen den Shofar.

Beide Schritte sind notwendig. Zuerst kommt das Erneuern der Beziehung, das Bezeugen der Liebe, die über alle Einzelheiten hinausgeht. Nur dann – in diesem Umfeld der Liebe und Bindung von Beginn an – wird jeder Einzelfall angegangen und unsere Sünden, eine nach der anderen, abgewaschen.

Rabbi Yisroel Cotlar ist ein Chabadrabbiner in Cary, Nordcarolina. Er ist außerdem ein Mitglied des Chabad Frag-den-Rabbi-Teams.

Quelle: www.chabad.org, Übersetzung von mir.

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